Freitag, 23. März 2012

Aus für Semperoper-Jazz

Die letzten neunzehn Jahre hatte der Jazz in der Semperoper eine Heimstatt – und lockte mehrmals pro Jahr viele Studenten und TU-Mitarbeiter an, die das heilige Opernrund sonst selten oder gar nicht besuchten.

Drei thematische »Säulen«, so schildert es der Organisator Matthias Creutziger, hatte die Reihe: die »Jazz Late Night«, zu der Studentenbands aus Dresden, Leipzig und Weimar im Foyer der Oper aufspielten. »Jazz Specials«, bei denen ungewöhnliche Facetten des Genres beleuchtet wurden, etwa Jazz und Tanz sich befruchteten oder die Musik mit Videoprojektionen gekoppelt war. Und die »Jazz-Gala«: hier traten die großen Namen des traditionellen Jazz im Opernrund auf. Herbie Hancock, David Murray, Ron Carter – die Stars kamen nach Dresden und trugen die gute Stimmung der Konzerte, den Ruf des Hauses fortan in die Welt. Nun aber hat die Intendantin der Oper, Ulrike Hessler, das Ende der Reihe bekanntgegeben.

Beim Überbringen der schlechten Nachricht am 28. Februar 2012 vor der Presse war der Intendantin ihr Bedauern anzusehen. »Die Reihe einzustellen, ist eine sehr unpopuläre Entscheidung, über die ich persönlich traurig bin«, sagte Hessler Ende Februar. Der Jazz sei für ihr Haus eigentlich eine unverzichtbare Farbe; man habe deshalb lange gerungen, sich aber dann entschieden, den eigenen Produktionen die Priorität einzuräumen. »Unsere eigenen Probenbedingungen sind unzumutbar, und ich schäme mich dafür. Wir können beispielsweise Gastdirigenten keine ausreichenden Bedingungen bieten«, begründete die Intendantin ihren Schritt. Dass man sich nun vom Jazz trenne, habe also ausschließlich logistische Gründe, keine finanziellen – »ansonsten dürften wir doch auch nicht ›Lulu‹ spielen …«

Seit 2003 sind die TU Dresden und die Staatsoper durch einen Kooperationsvertrag miteinander verbunden. Ein Punkt betrifft die Hilfe der TUD bei der Ausrichtung der Reihe »Jazz in der Semperoper«. Ulrike Hessler: »Wir werden uns neue Felder der Zusammenarbeit suchen.«

Martin Morgenstern

Ende – vorerst?

Eine Ära ist zu Ende. – Vorerst? Nach neunzehn Jahren kommt das Aus für die Konzertreihe »Jazz in der Semperoper«. Klar, dass die Durchökonomisierung der Musikkultur zuerst die Schwächeren trifft. Klar, die Semperoper bekommt Geld des Steuerzahlers und Sponsorenbeiträge für die Pflege der Opernkultur, nicht für die Durchführung von Jazzkonzerten. Tragisch ist das Ende der Reihe trotzdem, denn es gibt in der Region Dresden keinen weiteren Veranstalter, der diese Jazz-Weltstars auf eine Dresdner Bühne holen könnte. Die Entscheidung der Oper reißt eine durch andere nicht schließbare Lücke in Dresdens Kulturlandschaft.
Sollte die Andeutung zum Pressegespräch ernst gemeint sein, das in späteren Spielzeiten der Jazz auf die Semperoper-Bühne zurückkehren könnte, muss man jetzt schon mit den Vorbereitungen beginnen.

M. B.

(erstveröffentlicht im Dresdner Universitätsjournal 5/2012, 13. März 2012)

PS.: Lesen Sie zur Diskussion, ob das Aus nach 19 oder nach 20 Jahren kam, hier.

Montag, 14. November 2011

11. Dezember 2011: »Die Welt des Oud« – Trio Joubran feat. Yousef Hbeisch

(Trio Joubran. Foto: Marc Ginot)

Das Trio Joubran – dieses Trio, diese Musik sind in jeder Beziehung einzigartig. Es ist der Zauber arabischer Klänge, die Brillanz spanischer Flamenco-Virtuosität, die Intensität des Jazz, die vibrierende Fusion kultureller Poesien, die faszinieren. Hier wird Musik nicht nur gespielt, hier wird Musik geatmet.

In Israel (Nazaret) als Kinder eines palästinensischen Instrumentenbauers und einer Sängerin geboren, war den dreien die Kunst quasi in die Wiege gelegt. Samir Joubran, der älteste, studierte Kairo am Konservatorium, bevor er nach Ramallah zog und dort eine Solokarriere als Musiker begann. Wissam absolvierte als erster Araber ein Studium am renommierten Stradivari-Konservatorium in Cremona als Instrumentenbauer, und Adnan, der jüngste der Familie, hatte fast keine andere Wahl, als 2004 ein Trio zu komplettieren, was bald Furore machen sollte. Inzwischen ist er ein den anderen ebenbürtiger Virtuose und treibt die Musik zu neuen Spannungsbögen.

Heute leben und arbeiten die Brüder hauptsächlich in Frankreich, spielen hier ihre Aufnahmen ein und koordinieren von hier aus ihre Tourneen. Seit dem Erscheinen ihrer ersten CD haben die drei in mehrfacher Hinsicht Großes vollbracht: 2004 gründeten sie das erste Oud-Trio der Welt. Als Vorbild dafür diente das bekannte Gitarrentrio mit John McLaughlin, Al Di Meola und Paco de Lucía mit der legendären Aufnahme »Friday Night in San Francisco«. Durch die Übertragung der Idee auf drei Ouds haben sie es geschafft, das wohl wichtigste Musikinstrument der arabischen Musikkultur vom Schicksal des Solo-Daseins zu befreien. Ihnen war allerdings auch klar, dass für diese Art von Musik, diese Verschmelzung verschiedener Kulturen, herkömmliche Instrumente technische Wünsche offen ließen. Deshalb konstruierte und baute Wissam neue Ouds für sich und seine Brüder.
Die erste Aufnahme, »Randana«, erschien 2005 und markierte gleichzeitig den Beginn eines großen Erfolges. Sofort waren die Musiker Gäste der großen Jazz- und Ethno-Festivals der Welt und gaben Konzerte in berühmten Konzerthallen wie der Carnegie Hall, dem Stockholmer Konzerthaus und dem Théâtre des Champs-Elysées, und aus dem anfänglichen Geheimtipp war sehr schnell eine feste Größe der internationalen Musikszene geworden. Wichtig war den dreien aber auch, weiterhin in der palästinensischen Heimat präsent zu sein. Deshalb feierten sie das Debüt ihrer zweiten Scheibe »Majaz« in Ramallah, an dem Ort, wo sie eine zeitlang gelebt hatten und ihre Karriere begann. Durch die TV-Live-Übertragung von Al-Dschasira in alle arabischen Haushalte wurde dieses Konzert zu einem triumphalen Ereignis.
Mit ihrer Musik und ihrem weltweiten Erfolg haben sie bewiesen, dass man auch unter den extrem schwierigen Bedingungen eine eigene künstlerische Sprache finden und diese als tolerante und fantasievolle Botschaft formulieren kann. Als ständiger Gast immer dabei ist der bekannte Percussionist Yousef Hbeisch, ebenfalls Palästinenser.
Mit dem im Frühjahr 2011 erschienenen Album »AsFar«, einer musikalischen Reise zwischen Tradition und weltoffenen Klängen, haben die Musiker ein weiteres Mal ihre Steigerungsfähigkeit unter Beweis gestellt.

Matthias Creutziger

Semperoper Dresden
11. Dezember 2011, 20 Uhr:
Jazz Special: Die Welt des Trio Joubran feat. Yousef Hbeisch

Karten ab 9,00 Euro an der Schinkelwache
Youtube-Tipp hier.

Mittwoch, 4. Mai 2011

Die New Jack DeJohnette Group (USA) kommt am 12. Mai 2011 in die Semperoper


Jack DeJohnette wirkte an bahnbrechenden Einspielungen mit und ist auch heute noch »on the top« (Foto: Creutziger)

Kultureller Schmelztiegel. Sein Leben, seine musikalische Biographie liest sich wie die Geschichte des Modernen Jazz seit den 1960er Jahren: Thelonious Monk, John Coltrane, Bill Evans, Chick Corea und Betty Carter. 1966 war der Schlagzeuger Jack DeJohnette an »Forest Flower« von Charles Lloyd, 1969 an »Bitches Brew«, 1970 an »Live Evil« von Miles Davis und 1996 an Herbie Hancocks »The New Standard« beteiligt. Alles Jazzalben mit Langzeitwirkung. Mit Keith Jarrett verbindet ihn seit »Forest Flower« eine musikalische Freundschaft. Seit 30 Jahren ist er aus dessen Trio, gemeinsam mit Gary Peacock, nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig sind seine eigenen Projekte und Special Editions mutig und von Offenheit geprägt.
Dabei scheinen die stilistische Bandbreiten seiner Partner das ganze Universum des Jazz wieder zu spiegeln. Dazu gehörten der experimentelle Multiinstrumentalist John Surman ebenso wie der Pianist Uri Cain oder, wie zuletzt, der aus Gambia stammenden Kora-Virtuose Foday Musa Suso. In diesem Falle kam es zu einer ganz eigenwilligen Fusion von westafrikanischen Klängen und afroamerikanischen Jazzmustern.
Selbstredend gewann er unzählige Polls als der »weltbeste Jazzdrummer«.
Zu seiner aktuell eigene Band gehören, neben Georg Colligan - Keyboard, Dave Fiuczynski – Gitarre und Jerome Harris – Bass auch alternierend die Saxophonisten Rudresh Mahanthappa oder Ravi Coltrane. Nach Dresden kommt er mit Ravi Coltrane, dem Sohn des legendären Musikerehepaares Alice und John Coltranes. Trotz der Bürde des großen Namens schaffte es Ravi nach seiner Ausbildung am California Institute of the Arts eine eigene Saxophonstilistik zu erarbeiten. Das brachte ihm Anerkennung und auf der Bühne mit Musikern wie den Pianisten Herbie Hancock, Gari Allen und McCoy Tyner, aber auch mit dem Gitarristen Carlos Santana und dem Sänger Al Jarreau zusammen Inzwischen gehört Ravi Coltrane zu den gefragtesten amerikanischen Saxophonisten weltweit.

12. Mai 2011 (21.Uhr) Jazz-Special:
The New Jack DeJohnette Group (USA) feat. Ravi Coltrane


Jack DeJohnette: dr
Ravi Coltrane: sax
George Colligan: keyb
Dave Fiuczynski: g
Jerome Harris: b

Karten in verschiedenen Preiskategorien über die Semperoper und an allen bekannten Vorverkaufskassen.

Donnerstag, 18. März 2010

Das Programm von Jazz in der Semperoper für die kommende Saison 2010 / 2011 steht

(Roy Hargrove. Foto: Jack Guy/PR)

Die Planungen der Reihe „Jazz in der Semperoper“ für die kommende Saison (August 2010 bis Spätfrühjahr 2011) sind abgeschlossen. Hier eine erste kurze Information – alles weitere hier und vor allem auf der Web Site der Semperoper. Angaben ohne Gewähr, Karten gibt es zu gegebener Zeit über die Semperoper und die üblichen Vorverkaufsstellen – nicht über diese Seite.

22.8.2010 - Late Night Jazz:
Roy Hargrove Quintet
Roy Hargrove – tp
Justin Robinson – as, fl
Gerald Clayton – p
Danton Boller – b
Montez Coleman – dr

Die Nachwuchsbands für dieses LATE NIGHT JAZZ stehen derzeit (März 2010) noch nicht fest.

31.3.2011 - Jazz Gala:
Enrico Rava New York Days
Enrico Rava – tp
Mark Tuner – as
Stefano Bollani – p
Larry Grenadier – b
Jeff Ballard – dr

Italiens Top-Trompeter von Weltformat mit einzigartigen Mitspielern – darunter der junge Spitzensaxofonist Mark Turner und Italiens Piano-König. Mit Jeff Ballard ist ein vielseitiger Drummer dabei.

12.5.2011 - Jazz Special:
The New Jack DeJohnette Group
Rudresh Mahanthappa – as
David Fiuczynski – g
George Colligan – hammond B3
Jack DeJohnette – dr

Hochkarätig: Der Saxofonist Nummer 1 des Jahres 2009 weltweit in der Band des vielfach ausgezeichneten Drummers Jack DeJohnette, eines stilistisch vielseitigen Pioniers des modernen Jazz seit den siebziger Jahren.

15.6.2011 - Jazz Special:
Michel Portal - Louis Sclavis - Henri Texier - Christophe Marguet Quintet feat. Guy LeQuerrec
„The elefant's eye“ - Deutsche Erstaufführung!
Michel Portal – cl
Louis Sclavis – cl, as
Henri Texier – b
Christophe Marguet – dr

Eine Art Nachfolgeprojekt des weltberühmten „Carnet des Routes“-Trios . Die Musiker improvisieren zu den faszinierenden, auf eine Leinwand projizierten Fotos von Guy LeQuerrec, einem der bedeutendsten Fotografen der Welt.

Das Programm wurde von Matthias Creutziger zusammengestellt.

Mathias Bäumel

Montag, 17. August 2009

24. August 2009: Late Night Jazz in der Semperoper mit Ron Carters Bossa Jazz


Ron Carter (Foto: Matthias Creutziger)

Ron Carter? Etwa der Ron Carter? Ja, genau der Bassist des zweiten Miles-Davis-Quintetts, der „Killing-Me-Softly“-LP Roberta Flacks und der jazzigen Kultversion des Strauss-Stückes „Also sprach Zarathustra“ Eumir Deodatos kommt in die Semperoper!

Begonnen hatte die Karriere des zu den weltweit bedeutendsten Jazzbassisten zählenden Ron Carter am Anfang der sechziger Jahre. Nach einer ersten Zeit in der Band von Gil Evans (1960) trat Ron Carter schon 1963 ins internationale Rampenlicht: Miles Davis holte den damals 26jährigen gemeinsam mit Herbie Hancock, Wayne Shorter und Tony Williams in sein legendäres „zweites“ Quintett. 1968 trennten sich die Wege dieser fünf und Ron Carter begann in den unterschiedlichsten eigenen Projekten zu experimentierten. Unabhängig davon holten Roberta Flack („Killing Me Softly“), McCoy Tyner, Cannonball Adderley, Eric Dolphy, Wes Montgomery, Sam Rivers, McCoy Tyner, Wayne Shorter, George Benson, Lionel Hampton oder die Marsalis Brüder diesen perfekten Meister von Timing, Rhythmus und Harmonieführung immer wieder als den idealen Bassisten in ihre Bands. 1976 kam es – zunächst für einen Auftritt zum Newport Jazz Festival – zur Gründung der Supergruppe V.S.O.P., deren Bassist Ron Carter ebenfalls wurde.

Am Anfang der 1970-er Jahre wurde Ron Carter einer der wichtigsten Bassisten des damaligen Schallplatten-Labels CTI Records von Creed Taylor. Die Arbeit dieses Labels war vornehmlich darauf ausgerichtet, einen Teil des Popmusikmarktes für den Jazz zu gewinnen. Hier spielte Carter eingängige und gleichermaßen künstlerisch hochwertige Alben an der Seite von Künstlern wie Milt Jackson, Jim Hall, Paul Desmond und Grover Washington ein. Auch bei den Aufnahmen von Eumir Deodatos LP „Prelude“ (mit dem Welthit „Also sprach Zarathustra“, 1972) war der Ausnahmebassist dabei.

Damals wuchs in Carter auch die Liebe zu den farbigen Harmonien und den schmissig-flüssig-faszinierenden Rhythmen Südamerikas: Er nahm einige bedeutende Platten mit Bossa-Nova-Legende Antonio Carlos Jobim auf, unter seinem eigenen Namen erschienen etwa „Spanish Blue“ (1974) und „Anything Goes“ (1975), „When Skies Are Grey“ (2001) und „Entre Amigos“ (2003, gemeinsam mit der Sängerin und Gitarristin Rosa Passos). Auf die Frage, was ihn denn so konstant an der südamerikanischen Musik fasziniere, antwortet Carter wortkarg: „Keine Ahnung. Es gefällt mir einfach.“

Mit seiner aktuellen Band Ron Carter Bossa Jazz möchte der große Bassist das Jubiläum «50 Jahre Bossa Nova» feiern, der 1958 von Rio de Janeiro aus als Initialzündung für einen eigenständigen Stil um die ganze Welt ging.

Wie immer zum Spielzeitstart mit „Late Night Jazz“ gibt es auch eine junge, vielversprechende Nachwuchsband vor dem Haupt-Act auf der großen Bühne – diesmal die erfrischende Gruppe „Flaura & Phona“ des pfiffigen Bandleaders Sebastian Scobel – sowie in den Vestibülen und Foyers die jungen Musiker des Jupp Geyer Quintetts, des Johannes Daerr Quartetts, des FFW-Trios und des Saxtets.

24. August 2009, 21 Uhr, Late Night Jazz in der Semperoper:
Ron Carter, bass
Stephen Scott, piano
Guilherme Monteiro, guitar
Rolando Morales-Matos, perc
Payton Crossley, drums

+ oben genannte Nachwuchsbands.

Karten im Vorverkauf und Restkarten an der Abendkasse in verschiedenen Kategorien ausschließlich über die üblichen Vorverkaufs- und Abendkassen der Semperoper.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Geri Allen kommt am 13. Mai zur Jazz Gala in die Semperoper nach Dresden

Geri Allen. (Foto: Matthias Creutziger)

Tief in der schwarzamerikanischen Musik verwurzelt, verschmilzt die Pianistin Geri Allen Tradition mit improvisatorischer Klangkultur, Schönheit mit explosiven Ideen. Viele ihrer CD-Einspielungen sind legendär und ihre Auftritte sind stets Höhepunkte von Festivals. „Tradition und Avantgarde – selten waren sie sich so nahe wie im Klavierspiel von Geri Allen. Sie phrasiert mit großer Freiheit, kann harmonisch und rhythmisch sehr variabel spielen. Vor allem aber: Geri Allen spielt die originellsten Bassfiguren und Ostinati im Pianobereich des zeitgenössischen Jazz – voller kniffliger Rhythmuswechsel und effektvoller Verschiebungen und Dissonanzen – mit einem bewundernswerten rhythmischen Flow und einem starken Gefühl für die afrikanischen Wurzeln der schwarzen Musik.“ So schrieb Joachim Ernst Berendt in seinem Standard-Werk „Das Jazzbuch“.
Seit Ende der siebziger Jahre musiziert Geri Allen als Teil der brodelnden New Yorker Szene, 1983 veröffentlichte sie ihr erstes eigenes Album. Seither hat sie sich längst weltweit zur Jazzpianistin Nummer Eins entwickelt. Sie gilt als technisch außerordentlich versierte Instrumentalistin, die in ihrem Stil die verschiedensten Elemente der Jazz-Piano Geschichte vereint, wie von Bud Powell, Monk, Anklänge an Cecil Taylor, aber auch wie Herbie Nichols und Mary Lou Williams. Beeinflusst ist sie auch von Nicht-Pianisten wie Eric Dolphy, dessen Ideen sie in ihren Kompositionen reflektiert. Besonders von Mitte bis Ende der achtziger Jahre war Geri sehr dem Kollektiv M-Base, Steve Colemans „Five Elements“ und anderen eher avantgardistischen Künstlern verbunden, begann aber gleichzeitig mit Klassikern der Jazzmoderne wie Charlie Haden und Paul Motian, später dann auch mit Dave Holland und Charles Lloyd und sogar Ornette Coleman zusammenzuarbeiten.

Schon jetzt ist das Werk Geri Allens schier unüberschaubar – neben zahllosen Konzerten und Festivalteilnahmen, vielen Auftragskompositionen sowie einer immensen Lehrtätigkeit hat sie unter eigenem Namen und als Mitspielerin bisher weit über einhundert CDs veröffentlicht.
Einigen aus dem Dresdner Publikum dürfte Geri Allen noch in guter Erinnerung sein: als Pianistin beim Konzert der Band von Betty Carter (noch mit Dave Holland und Jack DeJohnette) in der ersten Hälfte der neunziger Jahre zum Dresdner Jazzherbst im Hygienemuseum.

Die geniale Musikerin, wird mit der blutjungen Rhythmusgruppe Darryl Hall (Bass) und Kassa Overall (Drums) das Dresdner Publikum auf eine spannende Reise schicken, der sich kaum jemand entziehen kann. Und um die Spannung noch zu steigern, entzündet Stepptänzer Maurice Chestnut als „spezial guest“ mit seinen Füßen ein Feuerwerk, das den Hexenkessel der Klänge zum überkochen bringt.

13. Mai 2009 21 Uhr, Jazz Gala
Geri Allen’s Time Line Group
Geri Allen – p
Darryl Hall – b
Kassa Overall – dr
+ special guest Maurice Chestnut – tapdance
Informationen zu Karten und deren Preisen ausschließlich über die bekannten Vorverkaufsstellen.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Henri Texiers Strada Sextet kommt am 22. April 2009 in die Semperoper

Henri Texier. (Foto: Matthias Creutziger)

Im Strada Sextet Henri Texiers umgibt sich die Lichtgestalt des modernen europäischen Jazz-Basses mit jüngeren Musikanten – zum Wohle einer lebendigen, vielfarbigen (ohnehin eine Texier-Stärke!) und zupackenden Musik. Intensität, Perfektion, Emotionalität und eine geradezu archaische Kraft – das sind hervorstechende Merkmale der Musik dieses Ensembles. Die Musiker durchstreifen stilistische Randgebiete des zeitgenössischen Jazz, ohne sich in aufgesetzt wirkenden Modernismen zu verlieren.


Schillernd-verschiedene Klangfarben verschmelzen mit überraschenden Ideen zu einer beeindruckend vielfältigen Musik. Die kraftvollen Posaunenattacken des Bulgaren Georgi Kornazov und die rockigen, teils auch klangflächigen Akzente des Gitarristen Manu Codjia – derzeit neben Gábor Gado der angesagteste Gitarrist Europas überhaupt – sorgen ebenso für Spannung wie mitreißende Soli der beiden Bläser Sebastien Texier und Francois. Dass sich der energetisch agierende Schlagzeuger Christophe Marguet mit dem Bass-Altmeister versteht, scheint selbstverständlich. Sein perkussives Wirbeln bildet zusammen mit dem wuchtigen und dennoch sehr sensiblen Kontrabassspiel des Bandleaders quasi den „organischen Herzschlag“, die Basis der Musik der Band.
S. Thielmann schrieb begeistert in stereoplay 1 / 08: „Hier übertrifft sich Henri Texier dank seiner jungen Begleiter selbst. Knackige Improvisationsorgien und rockige Explosionen bilden eine originelle Mélange, die lustvoll mit Assoziationen spielt. Ein grandioses Wechselbad der Gefühle: fabelhaft inszeniert von Klarinette, Posaune, Bariton-Sax und Gitarre, geerdet von Christoph Marguets Drums und Texiers Bass.“
(DF/mb)

22. April 2009 21 Uhr, Jazz Special
Henri Texier Strada Sextet:
Henri Texier – b
Sébastien Texier – as, a-cl, cl
François Corneloup – bars, ss
Gueorgui Kornazov – tb
Manu Codjia – g
Christophe Marguet – dr

Informationen zu Karten und deren Preisen ausschließlich über die bekannten Vorverkaufsstellen.